Probleme der Revolution in Lateinamerika

Beitrag der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) zum 10. Internationalen Seminar "Probleme der Revolution in Lateinamerika" in Quito, Ecuador, Juli 2006

Die MLPD bedankt sich herzlich für die Einladung zu diesem 10. Internationalen Seminar „Probleme der Revolution in Lateinamerika“. Das Thema Sozialismus - Alternative zu Kapitalismus und Reformismus?“ ist höchst aktuell. Angesichts der allseitigen Destabilisierung des imperialistischen Weltsystems und des Aufschwungs der internationalen Kämpfe für nationale und soziale Befreiung, muss die Frage nach der gesellschaftlichen Alternative beantwortet werden. Wir freuen uns auf interessante Beiträge und Diskussionen, die Impulse geben, damit die Arbeiter, Bauern und andere Werktätige weltweit mit dem über das System der kleinbürgerlichen Denkweise verbreiteten modernen Antikommunismus fertig werden und der Kampf für den echten Sozialismus einen neuen Aufschwung nimmt.

1. Die Zeit ist reif für die vereinigten sozialistischen Staaten der Welt

Durch die in den 90-er-Jahren einsetzende Neuorganisation der internationalen Produktion wurde eine neue Stufe in der Vergesellschaftung der internationalen Produktion erreicht. Eine kleine Schicht von 500 internationalen Supermonopolen diktiert die Weltwirtschaft mit verheerende Folgen für die Lebenslage der Massen. Zugleich wurden damit die materiellen Voraussetzungen für den Sozialismus vervollkommnet. Die internationalisierten Produktivkräfte begannen die engen Fesseln der nationalstaatlich organisierten Wirtschaften samt ihren staatsmonopolistischen Strukturen in den imperialistischen Ländern zu sprengen. Der Kapitalismus ist jedoch untrennbar an seine nationalstaatliche Form gebunden. Die tendenzielle Auflösung der nationalstaatlichen Form bei der Neuorganisation der internationalen Produktion musste deshalb den Kapitalismus grundlegend in Frage stellen und eine neue Umbruchphase vom Kapitalismus zum Sozialismus einleiten.

Mit der Internationalisierung der kapitalistischen Produktion, namentlich seit der Neuorganisation der internationalen Produktion, nimmt der Klassenkampf neben seinen nach wie vor bestehenden nationalen Formen mehr und mehr internationale Formen an.

Diese Übergangssituation ist mit der extremen Verschärfung der Klassenwidersprüche zwischen der Arbeiterklasse und den herrschenden internationalen Monopolen und ihren Regierungen, der gnadenlosen Ausbeutung und Unterdrückung der neokolonial ausgebeuteten und unterdrückten Länder durch die imperialistischen Länder, einem erbitterten Konkurrenzkampf zwischen den Internationalen Monopolen und ihren Regierungen, der Zunahme der allgemeinen Kriegsgefahr sowie der Häufung von Kriegen um die Neuaufteilung der Welt und nicht zuletzt der Vertiefung der internationalen Umweltkrise verbunden. Nur die internationale proletarische Revolution unter Führung des internationalen Industrieproletariats kann diese krisenhafte Entwicklung beenden, indem das imperialistische Weltsystem gestürzt und an seine Stelle die Vereinigte Sozialistische Staaten der Welt errichtet werden.

Der Schweizer Professor Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung alarmiert: ”Letztes Jahr sind nach dem Welternährungsbericht jeden Tag 100 000 Menschen an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen gestorben, alle 5 Sekunden ist ein Kind unter 1o Jahren verhungert.” Und er deckt auf: ”In den letzten Jahrzehnten sind auf der Erde unglaubliche Reichtümer entstanden... die Weltlandwirtschaft (könnte) beim derzeitigen Entwicklungsstand ihrer Produktivkräfte problemlos 12 Mrd. Menschen ernähren ... Dabei sind wir heute nur 6,2 Mrd. Menschen auf der Erde.” (Das Imperium der Schande, S. 239)

Das, was in Deutschland ein Arbeiter 1991 in 40 Stunden hergestellt hat, konnte er 2004 schon in nur 17,5 Stunden erledigen. In derselben Zeit stieg aber nach offiziellen Angaben die Massenarbeitslosigkeit auf über 5 Millionen Menschen (real fast das Doppelte), die Reallöhne sind gesunken, in einem der reichsten Länder der Welt lebten schon 2003 15,3 % der Bevölkerung in Armut und sie wächst weiter (DIW).

Die Internationalisierung der kapitalistischen Produktionsweise hat aber auch die Kraft hervorgebracht, die in der Lage ist, diesen schreienden Widerspruch zu lösen. Im Verbund der international organisierten Produktion ist ein internationales Industrieproletariat entstanden. Ungefähr 47 Millionen Menschen arbeiten in den Betrieben der internationalen Monopole auf fortgeschrittenstem Niveau, dazu kommen die Subunternehmen und Freihandelszonen. Die Internationalisierung der kapitalistischen Produktionsweise hat ein alle Völker der Welt verbindendes internationales Industrieproletariat geschaffen, das über den nationalen Rahmen hinaus in der Lage ist, die Kämpfe in den verschiedenen Nationen zu koordinieren und den Kampf zum Sturz des imperialistischen Weltsystems höher zu entwickeln. (“Götterdämmerung über der >neuen Weltordnung<“, S. 577) Das Buch “Götterdämmerung über der >neuen Weltordnung<“ fasst zusammen:

Die internationalisierte Produktion ist objektiv fortschrittlich, weil sie die Produktivkräfte auf dem fortgeschrittensten Niveau nutzt, nämlich weltweit koordiniert, mit ausgeprägter Planmäßigkeit und Effektivität innerhalb der weltweit agierenden Konzerne und ihrer nunmehr internationalen Produktionsverbünde, und weil auch die gesellschaftliche Akkumulation internationalisiert ist. Dem stehen aber verheerende Destruktivkräfte gegenüber, die im reaktionären Wesen des Imperialismus begründet liegen: Sie beruhen auf der privaten Aneignung der Früchte dieser entwickelten internationalen Produktion durch eine Handvoll internationaler Monopole, die sich gegenseitig die beherrschende Stellung auf dem Weltmarkt streitig machen.

Dass der Imperialismus zwar die Neuorganisation der Produktion einleiten, aber aufgrund seiner unlösbaren inneren Widersprüche nie einen Weltstaat schaffen kann, offenbart, dass der Imperialismus an eine relative Grenze seiner historischen Entwicklung stößt. Die modernen Produktivkräfte verlangen nach Produktionsverhältnissen, die ihrem internationalen Charakter entsprechen, aber diese sind nur in vereinigten sozialistischen Staaten der Welt zu verwirklichen. In dem Buch »Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf« wurde dazu ausgeführt:

»Wenn die Arbeiterklasse siegt und in immer mehr Ländern beginnt, den Sozialismus aufzubauen, dann wird die vereint wirkende internationale Arbeiterbewegung auch in der Lage sein, die global ausgerichteten Produktionsstätten, die modernen Transport- und Kommunikationsmittel, die Rohstofflager überall auf der Welt im Interesse ausnahmslos aller Völker einzusetzen. Dann wird eine Arbeitsteilung zum gegenseitigen Vorteil der Völker möglich werden, bei der die wissenschaftlich-technischen Errungenschaften und Kulturschätze, die natürlichen Reichtümer und die besonderen Fertigkeiten der einen auch den anderen zugute kommen.« (Klaus Arnecke, Stefan Engel, »Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf«, S.300) (zitiert in „Götterdämmerung über der >neuen Weltordnung<“, S. 568/569)

Lenin schrieb dazu:»Die Vereinigten Staaten der Welt (nicht aber Europas) sind jene staatliche Form der Vereinigung und der Freiheit der Nationen, die wir mit dem Sozialismus verknüpfen - solange nicht der vollständige Sieg des Kommunismus zum endgültigen Verschwinden eines jeden, darunter auch des demokratischen, Staates geführt haben wird.« (Lenin, Werke, Bd. 21, S. 345 - Hervorhebung Verf.)” (zitiert in „Götterdämmerung über der >neuen Weltordnung<“, S. 570)

Die Marxisten-Leninisten verstehen den Klassenkampf als dialektischen Prozess und entwickeln eine revolutionäre Strategie und Taktik, um die dem Klassenkampf innewohnende objektive Dialektik zu verstehen und das Bewusstsein de Proletariats damit in Übereinstimmung zu bringen, um ihre Kampfkraft und Kampffähigkeit bis zum Sturz der kapitalistischen Herrschaft zu entwickeln.

2. Der Reformismus verstellt den grundlegenden gesellschaftlichen Ausweg

.Anfang letzten Jahrhunderts begründete der Sozialdemokrat Bernstein mit dem berühmten Satz: „Die Bewegung ist alles, das Ziel ist nichts“ den Reformismus als Spielart der bürgerlichen Ideologie in der Arbeiterbewegung. Statt Klassenkampf zum Sturz der kapitalistischen Herrschaft betreibt er Klassenversöhnung zur Rettung des Kapitalismus und lähmt so den Kampfwillen der Arbeiterklasse. (Programm der MLPD S.29). In der Bundesrepublik Deutschland ist der Reformismus vom Masseneinfluss her die Hauptgefahr in der Arbeiterbewegung. Vom ideologischen Einfluss her ist es der sich marxistisch tarnende Revisionismus. Als Gegenstück zum Rechtsopportunismus schrecken Dogmatismus und ultralinkes Sektierertum die Massen vom Sozialismus ab. Der Reformismus wurde zu einem wahren Exportschlager der BRD, der besonders über NGOs und die rechten Gewerkschaftsführungen verbreitet wurde. Er ist jedoch in den letzten Jahren zunehmend in die Krise geraten was mit dem auf breiter Front erwachenden Klassenbewusstseins und der Herausbildung der Klassenselbständigkeit der Arbeiterklasse einherging.

Eine moderne Variante des Reformismus vertreten die kleinbürgerlichen Globalisierungskritiker. Sie sehen nur die Zerstörungskräfte des Imperialismus und gehen vor der vermeintlichen Übermacht des Kapitalismus in die Knie, um sich darin einzurichten. Das Ergebnis sind die reformistischen Konzepte, mit denen der Kapitalismus durch staatliche Reformen "gezähmt" werden soll. Anlässlich des EU-Lateinamerika-Gipfels in Wien wandte sich der Sprecher der Bundestagsfraktion "die Linke" in Deutschland, Wolfgang Gehrke, richtigerweise gegen ein Freihandelsabkommen der EU mit Lateinamerikanischen Staaten, um dann alternativ vorzuschlagen: " Europa kann zu einem wichtigen Partner Lateinamerikas werden. Das aber nur, wenn Europa keine Kopie der USA ist und wird, sondern wenn Europa alternativ ist, und ein anderes Europa ist möglich. Die Verträge mit Lateinamerika müssen sozialstaatlich gebunden sein und auf Armutsbekämpfung zielen. Lateinamerika als "Markt" für Demokratie und Soziales und nicht als Markt für Waffen, dahin sollte sich die EU orientieren." (11. Mai 2005) Mit solchen Thesen verbreitet die “Linke” reformistische Illusionen über den imperialistischen Charakter der Europäischen Union. Die EU drängt auf eine rigorose Öffnung der lateinamerikanischen Märkte, besonders auf die vollständige Privatisierung des Dienstleistungsbereichs für die internationalen Monopole. Sie präsentiert sich als Alternative zu den USA, um Konzernen wie Siemens, Suez, Daimler-Chrysler, Bayer usw. Vorteile in der Vernichtungsschlacht der Monopole um die Beherrschung des Weltmarkts zu verschaffen.

Dieses Streben nach neokolonialer Unterwerfung anderer Länder wohnt dem Imperialismus gesetzmäßig inne. Die reformistischen und revisionistischen Kräfte der PDS und anderer Organisationen greifen zwar den Neoliberalismus an, aber den revolutionären Kampf zum Sturz des Imperialismus und Errichtung der Diktatur des Proletariats wollen sie ausdrücklich nicht! Der EU die Fähigkeit zum Export von "Sozialem" und "Demokratie" anzudichten, ist zudem ein starkes Stück angesichts wachsender Verelendung in Europa und massivem Abbau demokratischer Rechte sowie zunehmender Militarisierung. Unter dem Vorwand des Kampfs gegen den Terrorismus unterstützt auch die EU die gewaltsame Unterdrückung revolutionärer Kämpfe, sie befürwortet zum Beispiel den Plan Colombia und die Legalisierung der Paramilitärs in Kolumbien als Aufbau faschistischer Stoßtrupps - natürlich nicht ohne gleichzeitig "Besorgnis" über die Menschenrechtslage zur Schau zu stellen.

3. Der Übergang zur Arbeiteroffensive in verschiedenen imperialistischen Ländern und Aufschwung des antiimperialistischen Kampfes

Die Internationalisierung der Produktivkräfte ist die Grundlage für die Tendenz zu länderübergreifenden Kämpfen der Arbeiter und Volksmassen. Dabei zeigt sich ein wellenförmiger Verlauf. Zur Verteidigung ihrer sozialen und politischen Rechte gegen den Raubzug der internationalen Monopole, die ihre Krisenprogramme international koordinieren, gleichen sich die Kämpfe in Inhalt und Form zunehmend an und beeinflussen sich gegenseitig.

In verschiedenen imperialistischen Ländern Europas gibt es einen Übergang zur Arbeiteroffensive auf breiter Front. Herausragend war im Oktober 2004 der selbständig organisierte 7-tägige Streik der Opelarbeiter (GM) in Bochum gegen die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze, mit einem Kampftag an 11 Standorten in Europa und in Brasilien. Er wäre ohne die systematische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit der MLPD nicht zustande gekommen. Unter der Losung "Streiken, wie bei Opel" werden seither konzernweite Arbeiterkämpfe zum Standard: bei DaimlerChrysler, Siemens, Electrolux... Die Konkurrenz, die mit der Neuorganisation der internationalen Produktion unter den Arbeitern international geschürt wird, muss mit Hilfe der marxistisch-leninistischen Parteien bewusst überwunden werden. Die Arbeiter müssen mit der reformistischen “Standortpropaganda” der Gewerkschaftsführungen und bürgerlichen Parteien fertig werden. Ein bedeutendes Signal gab der europaweite Streik der Hafenarbeiter im Januar 2006, der die EU zwang, die Packport II- Richtlinie zurückzuziehen. Wir erleben eine europäische Frühlingsoffensive der kämpferischen Opposition. Die Manipulation der bürgerlichen Massenmedien verliert an Wirkung. Die massive antikommunistische Hetze half Berlusconi in Italien nichts - die Massen wählten ihn erst recht ab. Die Massenstreiks und Demonstrationen in Frankreich im Frühjahr 2006 zwangen die Regierung, das CPE-Gesetz zum Abbau des Kündigungsschutzes zurückzunehmen. Das kämpferische Rückrat bildeten die Arbeiter. In Deutschland wurde 15 Wochen gegen Verlängerung der Arbeitszeit der seit 80 Jahren längste Streik im Öffentlichen Dienst geführt. 800 000 Metallarbeiter waren an Warnstreiks in der Tarifrunde beteiligt. Kampfgeist erfasst auch andere Schichten, Studenten, Ärzte... Gegen die zunehmende Repression werden politische Forderungen, wie sie die MLPD aufstellt, besonders für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht, verstärkt aufgegriffen. Die in Deutschland nach wie vor stattfindenden wöchentlichen und bundesweit vernetzten Montagsdemonstrationen, sind ein Bezugspunkt für die kämpferischen Bewegungen geworden und inspirieren wiederum in anderen Ländern.

Die Arbeiterklasse, die noch vor kurzem von der kleinbürgerlichen Linken für tot erklärt wurde, tritt auch in anderen imperialistischen und in den vom Imperialismus abhängigen und unterdrückten Ländern mit Kraft auf den Plan. Eine neue Entwicklung in der kämpferischen Opposition in den USA waren die großen Streiks und Demonstrationen der Arbeiter und ihren Familien mit Migrationshintergrund am 1. Mai, darunter viele Latinos, die zweifellos auch durch Kampferfahrungen in ihren Heimatländern bestärkt wurden. Bush's "New War" hat 2003 mit der Aggression gegen Irak eine erstmals international organisierte Friedensbewegung ausgelöst, die sich angesichts der imperialistischen Drohungen gegen Iran neu formiert.

Auf den Philippinen musste die Regierung Arroyo das ausgerufene Kriegsrecht im März dieses Jahres nach einer Woche zurück nehmen, weil die Massen sich dadurch nicht von ihren Demonstrationen gegen das Regime abhalten ließen.

In Nepal gelang es einen Sieg über den diktatorischen König zu erzielen, indem sich die bewaffneten Kämpfe und die demokratische Massenbewegung zu einer Einheitsfront zusammenschlossen. In einem kritisch-selbstkritischen Prozess wurden trennende Starrheiten überwunden - eine wichtige Erfahrung für die internationale marxistisch-leninistische und Arbeiterbewegung!

Höhepunkte der länderübergreifenden revolutionären Gärung in Lateinamerika waren das Argentinazo 2001, das eine akut revolutionäre Situation auslöste, der Sturz von 3 Präsidenten in 8 Jahren durch Volksaufstände in Ecuador, der siegreiche Kampf des bolivianischen Volkes gegen die Privatisierung des Wassers in Cochabamba ermutigte Massenkämpfe in Peru (Arequipa). In Bolivien kämpft das Volk mit Todesverachtung für die Nationalisierung der Kohlenwasserstoffe. In vielen Ländern werden die traditionellen Vertreter der proimperialistischen Oligarchie abgewählt. In einigen unterstützen die Imperialisten linksreformistische Regierungen, um eine antiimperialistische Revolution zu verhindern. Teilweise fügen sie sich dem Diktat des internationalen Finanzkapitals, wie in Brasilien Lula oder in Uruguay. Wenn linke Regierungen sich allerdings tatsächlich mit den internationalen Monopolen anlegen, dann ist der Aufschrei groß. Der sozialdemokratische BRD-Außenminister Steinmeier (SPD) äußerte große "Skepsis" angesichts der Verstaatlichungen in Bolivien. Die europäischen Unternehmerverbände warnen vor "Populismus und Nationalismus". Die MLPD unterstützt den antiimperialistischen Kampf in den vom Imperialismus neokolonial ausgebeuteten und unterdrückten Nationen und organisiert die internationale Solidarität! Sie begrüßt die fortschrittlichen Maßnahmen unter Präsident Chávez in Venezuela und Evo Morales in Bolivien. Sie ist solidarisch mit dem Kampf des kubanischen Volkes gegen die Aggression vor allem durch den US-Imperialismus. Die MLPD unterstützt jeden antiimperialistischen Zusammenschluss von Staaten, der die Bedingungen für den Befreiungskampf der Völker Lateinamerikas verbessert.

Wir sagen aber auch offen, dass eine wirkliche Befreiung nur durch eine antiimperialistische volksdemokratische Revolution unter Führung der Arbeiterklasse und mit der Perspektive des Sozialismus möglich ist. Die Imperialisten werden notfalls mit Gewalt versuchen, ihre Macht und Einflussgebiete zu erhalten. Die Revolutionäre müssen ihrer Verantwortung gegenüber dem Volk nachkommen, damit sich nicht wiederholt, was in Chile 1973 passierte, wo die Illusion eines friedlichen parlamentarischen Wegs zum Sozialismus in Blut erstickt wurde. Der Kampf um nationale und soziale Befreiung muss, um sein Ziel zu erreichen, die herrschenden Ausbeuterklassen stürzen und ihren Staatsapparat zerschlagen.

Um eine wirkliche Befreiung von Ausbeutung und imperialistischer Unterdrückung zu erreichen muss der Imperialismus weltweit gestürzt werden. Auf der Grundlage der internationalisierten Produktivkräfte wird auch die sozialistische Revolution internationalen Charakter annehmen. Daher braucht jeder nationale Befreiungskampf und Klassenkampf auch den Bezug zur internationalen sozialistischen Revolution.

4. Für einen neuen Aufschwung des Kampfs für den echten Sozialismus

Die Lebenslügen des staatsmonopolistischen Kapitalismus, wie die vom “Sozialstaat” oder die Versprechungen des Neoliberalismus, sind tief erschüttert. Die Loslösung der Menschen von den bürgerlichen Parteien und Institutionen ist eine internationale Erscheinung. Die Massen suchen zunehmend nach einem grundlegenden gesellschaftlichen Ausweg. In Deutschland sind laut einer in der Zeitschrift “Spiegel” veröffentlichten Umfrage 56 % der Westdeutschen und 66% der Ostdeutschen der Meinung “Der Sozialismus ist eine gute Idee, die bislang nur schlecht ausgeführt wurde”. In Anlehnung an das berühmte Zitat des kommunistischen Manifests titelt diese Zeitschrift: “Ein Gespenst kehrt zurück...!”

Die MLPD ist in Deutschland die einzige sozialistische Alternative. Sie verfolgt einen systematischen bundesweiten Parteiaufbau und konnte sich zu einer gesellschaftlich bedeutenden Kraft entwickeln, die in allen wesentlichen Kämpfen und kämpferischen Bewegungen Einfluss und nicht selten die Führung hat. Ihr Jugendverband REBELL ist die größte linke Jugendorganisation. Dennoch erreichen wir erst einen kleinen Teil der Massen, dort wo wir direkt eine Arbeit machen. Eine Politik der relativen Isolierung führt dazu, dass die MLPD im Fernsehen und überregionalen Zeitungen verschwiegen wird. Die Hauptmethode, die breiten Massen von einer Hinwendung zum Sozialismus abzuhalten ist das System der kleinbürgerlichen Denkweise mit dem die Herrschenden das proletarische Klassenbewusstein zersetzen. Das Betrugs- und Manipulationssystem kann heute kaum noch eine positive Einstellung zum kapitalistischen System erzeugen. Es beschränkt sich heute fast nur noch auf die Demoralisierung, Desorientierung und Desorganisation der Arbeiter- und Volksbewegung und die Verbreitung des modernen Antikommunismus. Im Unterschied zum aggressiven Antikommunismus, verbreitet dieser, dass der Sozialismus eine schöne Idee sei, aber nicht realisierbar. So sei er ja überall gescheitert. Doch nicht der Sozialismus ist gescheitert, sondern der bürokratische Kapitalismus der in allen ehemals sozialistischen Ländern restauriert wurde!

Die Diktatur des Proletariats wurde mit der Machtergreifung einer kleinbürgerlich entarteten Bürokratie und ihre Verwandlung in eine neue Bourgeoisie zerschlagen. In der Sowjetunion erfolgte das mit dem 20. Parteitag der KPdSU 1956, in China nach dem Tod Mao Tsetungs 1976 als die Clique um Deng Hsiao Ping die Macht an sich riss. Für einen neuen Aufschwung des Kampfes für den echten Sozialismus ist es unverzichtbar, dass die internationale marxistisch-leninistische und Arbeiterbewegung die Lehren aus dieser Niederlage zieht.

5. Wichtige Lehren aus der Restauration des Kapitalismus in allen ehemals sozialistischen Ländern.

Mit der Mobilisierung der Millionenmassen hat Mao Tsetung in China die einzig mögliche und richtige Antwort gefunden, um eine drohende Restauration des Kapitalismus zu verhindern und die Diktatur des Proletariats zu festigen. Es ist gerade der Verzicht auf die Mobilisierung der Massen gegen die entarteten Vertreter der Bürokratie, den die MLPD als einen Hauptfehler Stalins, des Klassikers des Marxismus-Leninismus, herausstellt. Um so wichtiger ist es, dass sich die marxistisch-leninistische und Arbeiterbewegung die Lehre Mao Tsetungs von der Großen Proletarischen Kulturrevolution, die 1966 in China eröffnet wurde, zu eigen macht. Die MLPD hat deren Prinzipien folgendermaßen zusammengefasst:

“Die Große Proletarische Kulturrevolution bedeutet:
Die höchste Form des Klassenkampfes in der sozialistischen Gesellschaft.

1. Die Weckung und sprunghafte Entwicklung des sozialistischen Bewusstseins der Volksmassen mit Hilfe von Kritik und Selbstkritik und durch Studium der Maotsetungideen bei gleichzeitiger konkreter Anwendung in der Praxis.

2. Die konkrete Form der Anwendung der Diktatur des Proletariats gegen die Bürokratisierung des Partei-, Staats- und Wirtschaftsapparates (gegen die Machthaber, die den kapitalistischen Weg gehen),

3. die Errichtung eines ideologisch-politischen Dammes gegen die Gefahr der Restaurierung des Kapitalismus.

Die Idee der Großen Proletarischen Kulturrevolution bedeutet eine großartige Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus unter den Bedingungen des Klassenkampfes im Sozialismus. Dieser Klassenkampf äußerst sich als Diktatur des Proletariats durch stärkste Kontrolle über die Bürokratie. Diese wird durch eine kleinbürgerliche Denkweise gelenkt, die durch die Tradition der bürgerlichen Ideologie immer wieder spontan entsteht. Sie ist darum bestrebt, sich von den Massen zu lösen, sie zu verachten und zu ignorieren.

Diese Bürokratie entwickelt sich systematisch zu einer neuen Klasse, die den kapitalistischen Weg geht und die Gefahr der Restauration des Kapitalismus heraufbeschwört. Dann muss eine neue Proletarische Kulturrevolution die Gefahr wieder beseitigen.” (Willi Dickhut, Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, Stuttgart, 1979, Bd. II, IV. Teil, S. 540/541)

Die Große Proletarische Kulturrevolution war und ist das Hauptziel der wildesten Attacken der modernen Revisionisten und modernen Antikommunisten, einschließlich der heutigen revisionistischen Führer der KP Chinas, die Lügen und Verleumdungen verbreiten. Zweifellos kam es auch im Verlauf der großen proletarischen Kulturrevolution, ebenso wie in jeder großen Revolution in der Geschichte, zwangsläufig zu einigen Fehlern und Überspitzungen. Diese sind aber von untergeordneter Bedeutung und können den Erfolg der Kulturrevolution nicht schmälern.

6. Die Lehre von der Denkweise als wichtigste Schlussfolgerung

Die MLPD hält in ihrem Parteiprogramm fest: “Der Klassenkampf zwischen dem sozialistischen und kapitalistischen Weg bestimmt die Entwicklung der Widersprüche auch in einer sozialistischen Gesellschaft während einer sehr langen geschichtlichen Periode. Dieser Kampf wird vor allem als Kampf um die Denkweise ausgetragen.

Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann man den Sozialismus nicht aufbauen. Im Gegenteil, der Sozialismus wird untergraben, ausgehöhlt und letztlich zerstört. Der Sozialismus kann nur siegen, wenn die proletarische, sozialistische Denkweise vorherrscht. Dazu ist die Kontrolle über die Denkweise der verantwortlichen Bürokratie auf allen Ebenen und die Entwicklung und Festigung der proletarischen Denkweise der Massen ausschlaggebend.” (Parteiprogramm der MLPD, S. 46/47)

Die Abschaffung unabhängiger Kontrollkommissionen, wie sie Lenin eingeführt hatte, unter Stalin 1933 war Ausdruck der Unterschätzung des ideologischen Kampfs um die Denkweise. Dass Mao Tsetung das nicht erkannt hatte, war ein Fehler, wie die negative Entwicklung der KP Chinas nach seinem Tod zeigte. Von Anbeginn des Parteiaufbaus verfügte die MLPD daher über unabhängige Kontrollkommissionen. Sie hat seither ihr System der Selbstkontrolle in der Partei weiterentwickelt.

Die historischen Erfahrungen der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung und die neuen Entwicklungen im Klassenkampf unter den Bedingungen des staatsmonopolistischen Kapitalismus wurden von der MLPD in der Lehre von der Denkweise verarbeitet. “Die Lehre von der Denkweise fußt auf der Erkenntnis von Mao Tsetung, dass sich der Kampf zwischen der proletarischen und der bürgerlichen Weltanschauung auch innerhalb der Arbei­terklasse, innerhalb der marxistisch-leninistischen Partei und auch im Sozialismus als Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise widerspiegelt. Die Massen müs­sen mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig werden, sonst sind sie nicht in der Lage, sich im gesellschaftsverändernden Kampf zu befreien.” (Rede von Stefan Engel, Parteivorsitzender der MLPD, zur Gedenkveranstaltung zu Willi Dickhut am 9. Mai 2002)

Das 1996 erschienene Buch “Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung” untersucht die Gesetzmäßigkeiten des Kampfs um die Denkweise in der Arbeiterbewegung und zieht Schlussfolgerungen daraus für den Klassenkampf, den Parteiaufbau und den Aufbau des Sozialismus. Es weist die Übereinstimmung der Lehre von der Denkweise mit dem Marxismus-Leninismus nach und leitet sie materialistisch aus den gesellschaftlichen Veränderungen ab.

"Die Durchsetzung der Klasseninteressen der Arbeiterklasse ist der wesentliche Gehalt der proletarischen Denkweise. Sie ist in Theorie und Praxis auf die Verwirklichung des wissenschaftlichen Sozialismus/Kommunismus ausgerichtet. Die dialektisch-materialistische Methode zur Verbindung der marxistisch-leninistischen Theorie mit der revolutionären Praxis ist der wissenschaftliche Kern der proletarischen Denkweise." (RW 26, S. 26/27)

Die Erweiterung der marxistisch-leninistischen Strategie und Taktik der MLPD im Klassenkampf durch die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise der Massen, zielt darauf ab, die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise herzustellen. Dabei hat die Wechselbeziehung zwischen der Beschleunigung des marxistisch-leninistischen Parteiaufbaus und der Förderung überparteilicher Selbstorganisationen eine grundlegende Bedeutung, damit die Massen mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig werden. Ohne die Lehre von der Denkweise wären die Fortschritte undenkbar, die die MLPD in den letzten Jahren dabei gemacht hat, Massen zu bewegen und zu führen und die relative Isolierung zu durchbrechen. Auf der Grundlage der proletarischen Denkweise konnte sie eine ideologisch-politisch gefestigte Partei neuen Typs aufzubauen mit einem Kern an Kadern, die in der Lage sind, sich selbständig zu orientieren, eine gute Grundlage für die Entwicklung zur Partei der Massen.

7. Ausblick

Es ist heute notwendig, die internationalen Kämpfe zu koordinieren und zu revolutionieren, damit der echte Sozialismus siegen kann. Deshalb setzt sich die MLPD für den kämpferischen internationalen Zusammenschluss aller Revolutionäre ein. Es müssen länderübergreifende Forderungen aufgestellt und gemeinsame Kampfformen, Informations- und Erfahrungsaustausch, gegenseitiges Lernen und Unterstützung im marxistisch-leninistischen Parteiaufbau organisiert werden, was entsprechende Organisationsformen benötigt. Eine solche Zusammenarbeit kann nur auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt und Solidarität, Unabhängigkeit und Gleichberechtigung verwirklicht werden, und indem die Differenzen mit einer demokratischen Streitkultur ausgetragen werden.

Wir freuen uns auf einen fruchtbaren Meinungsaustausch in Quito!

Weitere Informationen, auch in Spanisch und anderen Sprachen im Internet unter www.mlpd.de

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Katastrophenalarm!
Immer mehr lokale und regionale ökologische Katastrophen drangsalieren die Menschheit. Sie kennzeichnen einen Prozess des beschleunigten Umschlags der Umweltkrise in eine globale Umweltkatastrophe. Weil ihre Hauptursachen in der kapitalistischen Profitwirtschaft liegen, erfordert die Umweltfrage heute einen gesellschaftsverändernden Kampf. weiter lesen

Literaturtipp Der Autor Stefan Engel verwendet für den Titel seines Buches ein Gleichnis aus der germanischen Mythologie: In der Götterdämmerung verschlingt das Weltenende die abgelebten Gottheiten einer überholten Zeit und aus dem Weltenbrande erwächst eine schöne neue Erde des Friedens und der üppigen Lebensfreude. Der Vergleich zum Niedergang der heute herrschenden Schicht der Weltgesellschaft und zur Vorbereitung einer neuen, lebenswerten Zukunft ist beabsichtigt! Das Buch entreißt diese Vision der Mythologie, stellt sie auf ein gesichertes wissenschaftliches Fundament. weiter lesen