Rebellion gegen die EU – im Transportwesen erst recht gerechtfertigt!

Aus Rote Fahne 6/2014: Hamburg (Korrespondenz): In der „Roten Fahne“ 4/2014 berichtete ich bereits über meinen Besuch in Oslo. In diesem Bericht geht es um die Hintergründe und warum der Kampf der Hafenarbeiter in Risavika so energisch-hartnäckig geführt und mit breiter Solidarität aus dem Gewerkschaftsdachverband LO (ähnlich dem deutschen DGB) unterstützt wird.

Einem Hafenarbeiter steht heute in Norwegen ein tariflicher monatlicher Grundlohn von 6.671,37 NOK (Norwegische Kronen), rund 788 Euro, für die Arbeit von 7 Uhr bis 15.30 Uhr zu. Bei Arbeiten bis 21 Uhr gibt es 50 Prozent Zuschlag und danach 100 Prozent Zuschlag. Das gilt auch für Wochenendarbeit. Der Grundlohn reicht kaum für die normalen Lebenshaltungskosten einer Familie in Norwegen.

In den kleineren Häfen wie Risavika brauchen die Hafenarbeiter diesen Tarif, da die reale Ladetätigkeit mit rund 28,5 Prozent oftmals unter den 37,5 Stunden liegen. Ansonsten müssen sie einen Zweitjob suchen! Seit 2009 versuchen die Kollegen dies auch für den Hafen in Risavika durchzusetzen. Es wurden eine Reihe von gerichtlichen Auseinandersetzungen durch die Gewerkschaft der Transportarbeiter geführt und aus Rücksicht darauf Kampfmaßnahmen zurückgestellt. Nun ist den Hafenarbeitern allerdings der Geduldsfaden gerissen und sie streiken seit dem 1. November 2013. Infolge dessen wurden sie mit Sympathiestreiks in Tromsø und Mosjøen unterstützt. Die Hafenarbeiter erkannten, dass – was mit den Kämpfen gegen PortPackage I und II bereits als EU-Gesetz gekippt wurde – hier praktisch durchgesetzt werden soll. In Risavika hat die Firma Holship (Holship Norway AS – Tochter der Danish Holship AS) Ölarbeiter von Norsea eingestellt und die Schiffsbesatzungen für die Ladetätigkeit verpflichtet. In dieser komplizierten Lage und bei dem drohenden Streikverbot, falls sich die Osloer Hafenarbeiter mit einem Sympathiestreik beteiligen, kommt es auf die internationale aber auch die Solidarität über Berufsgrenzen an. APMT, die Terminaltochter der größten Containerreederei Møller-Mærsk hat in einem ähnlichen Kampf auf der Maasvlakte II in der ersten Runde verloren. Sie musste nach einem kurzen Streik im Herbst letzten Jahres 80 Prozent der Hafenarbeiter vom Terminal auf der Maasvlakte I bei gleichem Tariflohn übernehmen.

Der Kampf um Tariflöhne tobt allerdings nicht nur in Norwegen. Auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel Chile rebellieren die Docker. Bei aller Unterschiedlichkeit nach Regionen und Kontinenten ist der Kampf der chilenischen Hafenarbeiter um einen Tariflohn, der sich inzwischen auf zwölf Häfen ausgeweitet hat, im Kern mit dem Kampf um minimale Arbeiterrechte in Norwegen identisch.

Nun kommt es darauf an, dass sich die Hafenarbeiter als Teil des internationalen Industrieproletariats verstehen und Gelegenheiten wie den 5. internationalen Hafenarbeitererfahrungsaustausch im Herbst 2014 nutzen. (Hafenarbeiter-International@web.de)

Dieser wird von der ICOR Europa unterstützt.

 

Norwegen – eng an die EU angegliedert

Norwegen ist zwar kein EU-Mitglied im formalen Sinne, aber durch verschiedene Handelsabkommen eng an die EU angegliedert. 70 Prozent der Importe kommen aus der EU und 81 Prozent werden in die EU exportiert. Insgesamt hat Norwegen einen Exportüberschuss. Schwerpunkt sind Brennstoffe (Rohöl, Erdgas) aber auch elektrischer Strom mit 69 Prozent (2012). In großem Abstand folgen Maschinen und Fahrzeuge (8 Prozent) und bearbeitete Waren (7,4 Prozent), Nahrungsmittel und lebende Tiere (5,8 Prozent) und chemische Erzeugnisse (4,4 Prozent) als Exportgüter.

 

 

 

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