CERN

Größtes Experiment der Wissenschaftsgeschichte: Fortschritt oder Gotteslästerung?


Am europäischen Teilchenphysiklabor (CERN) in Genf startete gestern das bisher weltweit größte Experiment. In einem fast 27 Kilometer langen, unterirdischen Ringtunnel werden Wasserstoff-Atomkerne, so genannte Protonen, auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Diese sollen dann zum Zusammenstoß mit in direkt entgegengesetzter Richtung beschleunigten Teilchen gebracht werden. Die bei dieser Explosion frei werdende Energie soll, so erwarten die Forscher, neue uns Menschen bisher unbekannte Teilchen oder Materiezustände hervorbringen.

Das mit insgesamt 6 Milliarden Schweizer Franken von vielen Staaten finanzierte Projekt stößt auf eine heftige weltanschauliche Debatte. Die Sensationspresse schürt die dümmsten Vorurteile aus der Klamottenkiste der billigsten Science-Fiction-Geschichten. Aus der Kirche, die sich schon seit dem Mittelalter durch Wissenschaftsfeindlichkeit ausgezeichnet hat, werden warnende Zeigefinger erhoben. Es könnten Schwarze Löcher entstehen, die sich zu riesigen Monstern aufblähen und die ganze Erde mit der Menschheit vernichten. Die ganze Botschaft dieses jüngsten Gerichts lautet: Die Menschheit solle nicht danach trachten, forschend hinter die Kulissen schauen, sondern sich mit dem zufrieden geben, was die Herrschenden als gottgegebene Grenzen vorsetzen.

Aber auch unter aufgeklärten bürgerlichen Wissenschaftlern wird in Verbindung mit dem Experiment viel Mystik verbreitet. So ist eine gängige Darstellung, dass mit dem CERN-Projekt ein angeblich künstlicher Urknall erzeugt werde, der weit in der Vergangenheit der Anfangszustand der Welt gewesen sei. Für einige beteiligte Wissenschaftler ist das tatsächlich die Motivation für das Projekt.

Ein solcher Urknall geistert seit den 1930er Jahren durch die von bürgerlicher Weltanschauung geprägte Naturwissenschaft. Diese These ist irreal und baut nicht auf praktischen Beobachtungen, sondern auf abstrakten Formelgerüsten auf. Je mehr praktische Beobachtungen und Erkenntnisse die Wissenschaft im Mikro- und im Makrokosmos erzielt, desto absurder werden die verschiedenen Erklärungsmuster für das Festhalten an der Urknall-Theorie.

In Wirklichkeit ist das Experiment in Genf kein Blick zurück, sondern nach vorne. Es bietet die Möglichkeit, Materiezustände aufzufinden, die aus bisherigen Erkenntnissen weitgehend erst theoretisch vorhergesagt sind und sonst nur in sehr fernen Weiten des Weltalls, in Kernen aktiver Galaxien, möglicherweise vorhanden sind. Es wird neue kleinste Teilcheneigenschaften und -strukturen im Mikrokosmos aufdecken.

Bislang werden Theorien der Physik jenseits der Atomkerne damit "gestestet", ob sie zur Urknall-Theorie passen. Man prüft auf Übereinstimmung mit einer falschen Theorie. Kein Wunder, dass dies in eine seit zwei Jahrzehnten andauernde Krise der Mikrophysik führte. Vieles deutet aber heute darauf hin, dass die Teilchenphysik vor einer neuen Schwelle ihrer Entwicklung steht - vergleichbar mit der Begründung der klassischen Physik vor über 500 bis 400 Jahren, mit den Namen Galilei bis Newton verbunden, oder mit dem Übergang zur modernen Physik vor gut hundert Jahren durch Einstein, Planck und anderen. Jede neue Stufe stellte sich als Notwendigkeit im Fortschreiten der menschlichen Gesellschaft und brachte Erkenntnisse, die früher oder später ihren praktischen Niederschlag in der Produktion und Technik bekamen.   

Im Endeffekt werden auch die Erkenntnisse von CERN, die erst in einigen Jahren ausgewertet sein werden, weitere Bausteine und Bestätigungen für die dialektisch-materialistische Weltanschauung sein. Nach ihr ist die ganze Welt sich unendlich bewegende und höher entwickelnde Materie. Nicht ein "lieber Gott" bewegt die Welt, sondern diese materielle Bewegung von unendlich kleinsten bis zu allergrößten Systemen ist in ständiger schöpferischer Umwandlung und Entwicklung begriffen.

Der dialektische Materialismus ist die Wissenschaft der Arbeiterklasse. Denn er ist nicht nur Methode zur Interpretation der Welt, sondern auch eine allgemeine Anleitung zur schöpferischen revolutionären Veränderung der Welt. Die MLPD bietet dazu vielfältige Literatur und Seminare zur Erlernung der dialektischen Methode an. (Bücher zur dialektischen Methode im Verlag Neuer Weg - hier bestellen)

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