Frankfurter Buchmesse 2013: Weltgrößte Buchmesse
Oft, so auch in diesem Jahr, fällt die Verleihung des Literaturnobelpreises in die Zeit der Frankfurter Messe, wodurch die Literaturdebatte zusätzlich belebt wird. Der Literaturnobelpreis erhielt die 82-jährige Kanadierin Alice Munro, die einen einzigen Roman, aber 13 Bände Kurzgeschichten veröffentlichte. Damit ist sie die 13. Frau in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Literaturnobelpreises. Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur die größte, sondern vermutlich auch älteste. Ihre Geschichte lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen, als Johannes Gutenberg ganz in der Nähe von Frankfurt entfernt den Buchdruck erfand.
Ganze Branche im Umbruch
600 Jahre später ist heute mit der fortschreitenden Digitalisierung eine Entwicklung im Gange, deren Wirkmächtigkeit mit der Erfindung des Buchdrucks vergleichbar ist. Die Entwicklung betrifft Herstellung und Vertrieb von Literatur. Im Jahr 2012 ist der Umsatz von Büchern über das Internet um 10,4 Prozent gestiegen, während die Verkaufszahlen in den Buchläden um 3,7 Prozent zurückgingen. Der Anteil von Leserinnen und Lesern, die auch in Zukunft dem gedruckten Buch treu bleiben wollen, ist in den letzten beiden Jahren von 55 auf 40 Prozent gesunken. Den wachsenden Umsatz mit E-Books macht nicht der stationäre Buchhandel. 2011 glaubten die deutschen Buchhändler noch, dass sie zehn Prozent ihrer Umsätze mit E-Books machen könnten.
Jetzt prognostizieren sie selbst für 2015 im Durchschnitt nur etwas mehr als drei Prozent. Die Online-Buchhändler kommen mit E-Books und konventionellen Büchern zusammen auf einen Marktanteil von 16,5 Prozent. Ein wachsendes Geschäftsfeld sind die sogenannten Selfpublishing-Plattformen, mit deren Hilfe man eigene Bücher in geringen Auflagen relativ preiswert herstellen lassen kann. Marktführer ist Book on Demand (BoD). Internationale Investoren interessieren sich für die direkte Kommunikation zwischen Autoren und Lesern im Internet und in sozialen Netzwerken.
Gastland Brasilien
Der brasilianische Bestseller-Autor Paulo Coelho („Auf dem Jakobsweg“) hat aus Protest gegen die offizielle Einladungspolitik der brasilianischen Regierung seine Teilnahme an der Buchmesse abgesagt. Er wirft der Regierung Schönfärberei, Rassismus und Unterdrückung kritischer Stimmen in der Literatur vor.
So sind unter den 70 brasilianischen Schriftstellern, die in Frankfurt sind, nur ein farbiger und ein indigener Autor. Die Rebellion in Brasilien gegen Korruption, katastrophale Zustände im Bildungswesen, Verschwendung in sinnlosen Großprojekten und Umweltzerstörung lässt sich aus der Buchmesse jedoch nicht aussperren, auch wenn unter anderem die Zeitung „Die Welt“ demagogisch fragt: „Was haben Krawalle in Rio de Janeiro mit der Frankfurter Buchmesse zu tun?“ Seit 53 Tagen streiken Zehntausende von Lehrerinnen und Lehrern in Brasilien.
Sie trotzten Medienhetze und Polizeigewalt und erhalten Solidarität. 20 brasilianische Autoren unterstützten bei der Eröffnung der Buchmesse ein Manifest für die streikenden Lehrer. Der Schriftsteller João Paulo Cuenca hatte das Dokument auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Darin fordern die Autoren bessere Bildungseinrichtungen und kritisieren die Überfälle des brasilianischen Staatsapparats auf die Demonstrationen in Rio.