Einführung
Unsere Fabrik liegt weit draußen im Osten Berlins, nah bei Schrebergärten, bei regellos hingebauten, in der Gegend verstreuten Wohnkolonien: ein Gewirr düsterer Hallen und Baracken; zwischen den Schornsteinen und den Gebäuden, in den schmalen, langen Hofgängen liegen Schutt- und Schamottesteinhaufen umher. Die Fenster der Hallen und der Baracken sind verrußt, blind vom Spinnweb der Zeit; die Fassaden vom Rauch und Kohlenstaub schäbig wie abgetragene Anzüge. Gleich an der Haltestelle erhebt sich der dunkelrote Klinkerbau der Verwaltung im protzigen kalten Stil der Gründerjahre.
Keine Untergrundbahn, keine Stadtbahn fährt hierher, nur eine schaukelnd daherratternde Straßenbahn. Am Abend gewahrt man am tiefhängenden Winterhimmel den matten, perlmuttfarbenen Widerschein der Lichter von Berlin; mittags aber, wenn der Himmel vom Frost reingefegt ist, sieht man im Südosten die Kalkwerke von Rüdersdorf und dunkelgrün die Kiefernwälder auf den Hängen; weich säumen sie den blassen Horizont ein.
Die trockenen Herbsttage, da Altweibersommer in den nahen Schrebergärten von Strauch zu Strauch funkelte, sind vergangen. Novemberwind hat den Aschen- und Kohlenstaub aus den Höfen und Hallen der Fabrik bis in die Stuben der Koloniehäuser und in die Holzhütten der Schrebergärten gejagt. Vor Tagen aber, in der ersten Dezemberwoche, hat es angefangen zu regnen, nieselnd, in einem unermüdlichen grauen Strich, und das stete Geriesel schlug die Kohlenstaubwolken nieder. Nun, in der zweiten Woche des Dezember, riecht die Luft nach Schnee; der Himmel ist schwer von Wolken; der Wind hat schon gefrorene Finger.