Vorwort zur zweiten, erweiterten Auflage
Die Schrift »Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion« ist in den Jahren 1971 und 1972 als REVOLUTIONÄRER WEG 7–9 (Theoretisches Organ der MLPD) erschienen.
Obwohl seit Erscheinen des Buches mehr als 15 Jahre vergangen sind, hat es nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil, der Kurs Gorbatschows hat die Diskussion um die Frage der
Restauration des Kapitalismus neu aufflammen lassen – bis in die Reihen der DKP hinein. Dabei widerlegt die Ausarbeitung die irrige Auffassung, daß erst jetzt, nachdem verschiedene Auswirkungen des kapitalistischen Systems in der Sowjetunion offenkundig geworden sind, mit Gorbatschow der Kapitalismus wiederhergestellt worden sei. Die vorliegende Schrift zeigt auf, daß
diese Entwicklung mit der Machtübernahme der Bürokratie unter Führung Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU begann. Sind die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten erst einmal
eingeführt, so wirken sie automatisch, mit all den Folgen und Auswüchsen, wie sie auch im Kapitalismus des Westens bekannt sind.
Die erste Auflage des Buches wurde durch drei neuere Ausarbeitungen erweitert, um die weitere Entwicklung der Sowjetunion zu verdeutlichen. Das Kapitel »Der Sozialimperialismus – ein staatsmonopolistischer Kapitalismus neuen Typs« (zuerst erschienen im REVOLUTIONÄREN WEG 19/1979, »Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, IV. Teil«) kennzeichnet
die vertiefte Entwicklung der Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und die Methoden des sowjetischen Sozialimperialismus. Es zieht die grundlegenden Lehren, wie der Klassenkampf
im Sozialismus geführt werden muß, um eine Restauration des Kapitalismus zu verhindern und zur kommunistischen Gesellschaft fortzuschreiten.
Die Ausarbeitung »Die Sowjetunion – die sozialimperialistische Supermacht« erschien zuerst im REVOLUTIONÄREN WEG 22/1983, »Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution«. Hier wird die Entwicklung des sowjetischen Sozialimperialismus von der Kubakrise über den Überfall auf die Tschechoslowakei 1968 sowie die Grenzprovokationen gegen das damals sozialistische China bis hin zur Expansion in den Entwicklungsländern nachvollzogen. Die Machenschaften der Sozialimperialisten zur wirtschaftlichen, politischen und militärischen Unterdrückung anderer Völker werden anhand von Tatsachenmaterial entlarvt.
Die dritte Ergänzung ist der Abschnitt »Neue Erscheinungen in den internationalen Beziehungen«, der dem REVOLUTIONÄREN WEG 24/1988, »Die dialektische Einheit von Theorie und Praxis«,
entnommen ist. Hierbei geht es um eine Analyse des Kurses von Gorbatschow sowie die Hintergründe. Die Sowjetunion entwickelte sich seit den sechziger Jahren zwar zu einer militärischen, aber
nicht zu einer wirtschaftlichen Supermacht. Nachdem ihr Anteil an der Weltproduktion seit 1970 dramatisch zurückging, ist sie jetzt gezwungen, ökonomische, politische und auch militärische
Zugeständnisse zu machen, um nicht voll ins Hintertreffen zu geraten. Dieser Sachverhalt erklärt Gorbatschows offene Einführung der »Marktwirtschaft« ebenso wie den Abzug sowjetischer Truppen
aus Afghanistan. Insgesamt ändert dieser erzwungene Rückzug nichts am sozialimperialistischen Charakter der Sowjetunion.
Welche Konsequenzen aus den negativen Erfahrungen in der Entwicklung der Sowjetunion und der Volksrepublik China zu ziehen sind – diese Fragen rücken angesichts der zugespitzten Klassenwidersprüche immer mehr in den Blickpunkt vieler Arbeiter. Das vorliegende Buch soll einen Beitrag leisten, diese Fragen zu beantworten und den modernen Revisionismus wissenschaftlich
zu entlarven. Gleichzeitig wird die Perspektive in eine sozialistische Zukunft gewiesen.
Zentralkomitee der Marxistisch-Leninistischen Partei
Deutschlands, Stefan Engel
September 1988