Vorwort
Die »Frankfurter Rundschau« vom 25. Januar 1992 berichtete über eine Studie des Instituts für Sozialdatenanalyse, isda, Berlin, das eine repräsentative Befragung der Bevölkerung aus den neuen Bundesländern durchführte. Wir wollen hier nur den letzten Absatz des Artikels zitieren, der die Meinung der ehemaligen DDR-Bewohner über den Sozialismus widerspiegelt:
»Zwei Jahre nach der Wende in Ostdeutschland seien ›Ausmaß und Konsequenzen des gesellschaftlichen Umbruchprozesses den Menschen hinlänglich bewußt‹, konstatierten die Berliner Soziologen, und sie erfragten die Einstellung zum Sozialismus: Nur knapp jeder vierte Befragte hält ihn für einen Irrtum von Anfang an, aber gut die Hälfte sieht in ihm eine schlecht realisierte, aber gute Idee. 58,8 Prozent meinten ferner, der Sozialismus habe auch sein Gutes gehabt. Und 12,6 Prozent hoffen darauf, daß er eines Tages in ›verbesserter Form‹ zurückkehren werde.«
Diese Zahlen sind aufschlußreich. 36 Jahre seit dem XX. Parteitag der KPdSU haben nicht ausgereicht, den Völkern der ehemals sozialistischen Länder den bürokratischen Kapitalismus als »realen Sozialismus« zu verkaufen. Und auch das tägliche Trommelfeuer der westlichen Massenmedien »Der Sozialismus ist am Ende« hat nicht vermocht, den Massen den Gedanken an den Sozialismus aus den Köpfen zu schlagen.
Mit dem Sieg der kleinbürgerlichen Denkweise auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 und der darauf begonnenen Restauration des Kapitalismus bürokratischer Prägung mit dem falschen Firmenschild »realer Sozialismus« an der Hauswand, war der echte Sozialismus nicht zu Ende. Im Gegenteil entstanden mit den Auswüchsen der bürokratisch-kapitalistischen Produktionsweise – wie Mangelwirtschaft, Korruption, verdeckte Arbeitslosigkeit, persönliche Bereicherung, Wohnungsnot, Verschwendung und Umweltzerstörung, Unterdrückung und Stasibespitzelung – neue Klassengegensätze, die die Unzufriedenheit bis zum Siedepunkt 1989 trieben.
Wie konnte eine solche Entwicklung möglich sein?
Um die Umwandlung der Bürokratie von Staatsdienern in Herren der Gesellschaft erfolgreich zu gestalten, hatte die Bürokratie in unerhört demagogischer Weise ihre konterrevolutionären Schritte als schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus, als notwendige Maßnahme zur Festigung des Sozialismus getarnt. Sie nahm die ruhmreiche Tradition der bolschewistischen Partei für sich in Anspruch, besudelte das Werk Lenins, Stalins und die Große Oktoberrevolution. Der zwangsläufige Zusammenbruch des bürokratischen Kapitalismus in den ehemals sozialistischen Ländern fordert das internationale Proletariat heraus, den Kampf um den Sozialismus weltweit zu führen.
Es lebe der Sozialismus!
Zentralkomitee der
Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands
April 1992